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door Medizin Wissen 1 dag geleden

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•• idiopathisches Parkinson-Syndrom (Morbus Parkinson)

Das idiopathische Parkinson-Syndrom, auch bekannt als Morbus Parkinson, ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch das Vorhandensein von Lewy-Körperchen in der Substantia nigra charakterisiert ist.

•• idiopathisches Parkinson-Syndrom (Morbus Parkinson)

•• idiopathisches Parkinson-Syndrom (Morbus Parkinson)

Prognose

meist werden Patienten pflegebedürftig
chronisch progredienter Verlauf

Komplikationen

kognitive Störungen bis hin zur Demenz, meist Störungen der Frontalhirnfunktionen
schmerzhafte Dyskinesien und Dystonien
(bis zu 30 % d. F.)
orthostatische Dysregulation
vegetative Störungen (z. B. Obstipation, Dranginkontinenz, Impotenz)
Therapiekomplikationen:
Medikamenten-induzierte Psychosen

Symptomatik:

erhöht (im Serum):

Leukozyten

Transaminasen

CK

vegetative Symptome

Bewusstseinsstörungen

Blutdruckabfall

akutes Absetzen bzw. starke Reduktion von Levodopa

tritt 48 Stunden später auf

ähnliches klinisches Bild wie die maligne Hyperthermie

akinetische Krise

Symptome:

vegetativ:

HF-Anstieg

Blutdruckanstieg

Hyperthermie

Schluckstörung

Atemschwäche

Akinesie mit Immobilität

Auslöser:

plötzliches Absetzen von Levodopa ➡️

lebensbedrohlich

Therapie

symptomatisch:
KI:

relativ kontraindiziert

Melperon (Neuroleptikum)

antidopaminerge Substanzen

Neuroleptika, z. B. Haloperidol

operativ:

tiefe Hirnstimulation / "Hirnschrittmacher"

medikamentös

Therapie ...

... der Psychosen (Halluzinationen):

atypische Neuroleptika

Pimanvanserin

Olanzapin

Quetiapin

Clozapin

Nebenwirkung von Levodopa

... der Depressionen:

danach ggf.

trizyklische Antidepressiva (z.B. Amitriptylin), selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) (z.B. Paroxetin, Citalopram), selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI) (z.B. Reboxetin), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) (z.B. Venlafaxin) sowie noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (z.B. Mirtazapin) indiziert.

zuerst

Optimierung der medikamentösen Parkinson-Therapie

Levodopa und Dopaminagonisten haben eine antidepressive Wirkung

... der Demenz:

Acetylcholinesterasehemmern (Rivastigmin), Donepezil (off label) oder Memantin (off label)

... des Tremors:

Typ III

Propranolol oder Primidon plus eventuell Anticholinergika, Dopaminergika oder Budipin

Typ II

wie Typ I, plus evtl. höhere Dosen von Propranolol oder Antikonvulsivum Primidon

Typ I

2. Stufe

Clozapin (off label)

Propranolol

(vor allem bei stark ausgeprägtem Haltetremor)

1. Stufe

Patienten > 65 Jahre:

Dopamin-Agonist (Pramipexol)

/

L-Dopa + Decarboxylase-Hemmer

Patienten < 65 Jahre:

Budipin

Muskarinrezeptorantagonist Trihexiphenidyl

Anticholinergika (Bornaprin)

Patienten > 70 Jahre und multimorbide Patienten

bei Fortschreiten

Dopaminagonisten

Monotherapie

... mit Levodopa

Patienten < 70 Jahre

im Spätstadium

Apomorphin/Duodopa-Pumpe

im Frühstadium

v. a.

Selegilin

Substanzen:

ggf. medikamentöse Therapie des Tremors

NMDA-Antagonisten

Amantadin

MAO-B-Hemmer

im Spätstadium:

Safinamid

im Frühstadium:

Rasagilin (Monotherapie)

Entacapon

L-Dopa / Levodopa:

plötzliches Absetzen

malignes L-Dopa-Entzugssyndrom

oder

... kann zu einer akinetischen Krise führen ➡️

UAW / Komplikationen:

Wirkdauer kann bei Fortschreiten der Erkrankung nachlassen

deshalb ggf. Kombination mit

MAO-B-Hemmer ➡️

COMT-Hemmer ➡️

Wirkungsfluktuationen/-schwankungen:

hyperkinetische Wirkungsfluktuationen (Dyskinesien):

ggf.

tiefe Hirnstimulation

wenn

medikamentös nicht behandelbar

Off-Dyskinesien ("early morning") und biphasische Dyskinesien

ggf. Umstellung der Therapie auf abendliche Gabe von retardierten Levodopa-Präparaten (bzw. Dopaminagonisten mit langer Halbwertszeit)

Apomorphin s.c.

lösliche Levodopa-Präparate

On-Dyskinesien

...

Reduktion bzw. Fraktionierung der L-Dopa-Dosis

Ursache nicht eindeutig geklärt

hypokinetische Wirkungsfluktuationen:

Freezing

Besserung durch

externe Stimuli

eigene Kommandos

Befehl zum Starten

lautes Mitzählen

auditorisch

visuell

plötzliche Gehblockade

On-Off-Fluktuationen

Anzahl der L-Dopa-Einzeldosen reduzieren und gleichzeitig Einzeldosen erhöhen

End-of-Dose-Akinesien

COMT-Hemmer

Steigerung der Dosis von Dopaminagonisten

Verminderung der L-Dopa-Dosis

Anpassung des Therapieschemas

Komplikationen der Langzeittherapie mit Levodopa

muss mit Carbidopa (Decarboxylasehemmer) gegeben werden

(bei jüngeren Patienten möglichst vermeiden)

<<

UAW bei langfristiger Einnahme ➡️

... älteren und multimorbiden Patienten

Dopaminagonisten:

wegen

möglichen Spätfolgen einer Langzeittherapie mit Levodopa

v. a. bei

jüngeren Patienten

Pramipexol

Ropinirol

Basistherapie:
Logopädie
Ergotherapie
Physiotherapie
Therapieziele:
Vermeidung/Reduzierung von Nebenwirkungen der Therapie
Linderung der Symptome
Erhalt der Lebensqualität
keine kausale Therapie

DD

Normaldruckhydrozephalus
Trias

Gangstörung

essenzieller Tremor
neurodegenerative Erkrankungen:
Kortikobasale Degeneration
Lewy-Körperchen-Demenz
Progressive supranukleäre Blickparese (PSP, Synonym: Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom)
Multisystematrophie vom Parkinson-Typ (MSA-P)
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung

v. a. jüngere Patienten

symptomatische Parkinson-Syndrome:
Ätiologie:

metabolisch

M. Wilson

(post)traumatisch

Boxer-Enzephalopathie

toxisch / toxininduziert

Mangan

Kohlenmonoxid

Methanol

entzündlich (postinfektiös)

bei fortgeschrittener HIV-Enzephalopathie

nach Enzephalitis

medikamenteninduziert

Metoclopramid

KI

passiert die Blut-Hirn-Schranke / ZNS-gängig

Epilepsie in der Vorgeschichte

Valproinsäure

Kalziumantagonisten

Lithium

klassische Neuroleptika

UAW >>

Parkinsonoid

parkinsonähnliche Störung der Extrapyramidalmotorik nach Gabe von antidopaminergen Medikamenten (z.B. Neuroleptika)

vaskulär

M. Binswanger

alle Parkinson-Syndrome, bei denen die Ursache der Schädigung der Substantia nigra bekannt ist

sekundärer Parkinson

Diagnostik

zur DD:
Bildgebung:

bei unklarem Befund

SPECT

verstärkte Tracer-Aufnahme im Putamen

(IBZM-SPECT)

DaTSCAN

nigrostriatale Degeneration

ergänzend:
Medikamententest:

alternativ:

Apomorphin-Test:

Durchführung: Vorbereitung mit 3 x 20 mg Domperidon p.o. mind. 24 h vorher zur Vermeidung gastrointestinaler Nebenwirkungen, dann Gabe von ansteigender Dosen Apomorphin s.c. (1, 2, 3, 5, 7, 10 mg) jeweils im 3-stündigen Abstand bis zur Maximaldosis von 10 mg oder bis zum Auftreten von Nebenwirkungen; positives Testergebnis: Verbesserung der Einschätzung der Symptomatik nach MDS-UPDRS im Vergleich zum Ausgangsbefund um mehr als 30 % bei Beurteilung jeweils 20, 40 und 60 min nach Injektion

L-Dopa-Test:

Symptomverbesserung nach Gabe von Levodopa

Symptomverbesserung 30 min. nach Gabe von 100 mg Levodopa. Wirkungsdauer ca. 6 h, danach Wiederauftreten der Symptomatik.

Staging:
mittels einer etablierten Skala

z. B.:

Movement Disorder Society-sponsored revision of the Unified Parkinson's Disease Rating Scale (MDS-UPDRS) (Goetz 2008)

Hoehn und Yahr-Skala (Hoehn 1967)

Unified Parkinson’s Disease Rating Scale (UPDRS) (Fahn 1987)

diagnostische Kriterien:
nach Oertel (2012)

[1], S. 11

Basisdiagnostik:
KU:

Mikrografie:

Schriftgröße nimmt zum Ende der Zeile hin ab

Glabellareflex:

Befund:

nichthabituierend (nichterschöpflich)

Gehen / Gangbild:

Befunde:

vornübergeneigte Haltung

kleinschrittiger Gang

vermindertes Mitschwingen der Arme

Umdrehen "en bloc"

Zahnradphänomen:

Tremor überlagert Rigor

verstärkt bei kontralateraler Willküraktivität (z. B. Faustschluss)

Bradykinesie

vollständige neurologische Untersuchung:

[1]

Symptome von Verhaltens- oder psychischen Störungen

Schellong-Test

Symptome einer Apraxie

Symptome einer kognitiven Leistungseinbuße

Pyramidenbahnzeichen

zerebelläre Zeichen

frontale Zeichen wie Primitivreflexe oder motorische Perseverationen

Okulomotorikstörungen:

Sakkadengeschwindigkeit, vertikale Blickparese, Vestibulookulärer Reflex (VOR), Fixationssuppression des VOR

Akinese, Rigor, Tremor, posturale Instabilität

... mit besonderer Aufmerksamkeit auf:

Anamnese:

Funktionen, Familienanamnese

Beginn und Dauer der Beschwerden, Seitenbetonung, autonomen

Diagnostik erfolgt klinisch

Symptomatik

verläuft in Stadien (Phasen):
fortgeschrittene/späte (Krankheits)Phase:

nicht-motorisch:

Halluzinationen

Störungen der Impulskontrolle

kognitive Störungen

z. B.

Demenz

autonome Störungen

Miktionsstörungen

Hypersalivation

orthostatische Hypotension

Schwitzen

Dysphagie

nicht-motorische Fluktuationen

Orientierungsstörungen

Konzentrationsstörungen

Stimmungsschwankungen

motorisch:

Stürze

"freezing of gait"

Dyskinesien

motorische Fluktuationen

ab dem 5. Jahr

frühe (Krankheits)Phase:

nicht-motorische Symptome

Apathie

Angst

Depressionen

erektile Dysfunktion

Störungen des REM-Schlafes

Schreien, um-sich-Schlagen

motorische Symptome:

feinmotorische Störungen

reduzierter Armschwung

Hypomimie

verarmte Mimik

Hypophonie

monotone Sprache

Steifigkeit

Jahre 1-5 der Erkrankung

präsymptomatische Phase (Prodromalphase)

Inkontinenz

Obstipation

Tagesmüdigkeit

Anosmie

chronisch-progredienter Verlauf
Kardinalsymptome:
typisch, nicht obligat:

posturale Instabilität

Tremor:

Formen:

monosymptomatischer Ruhetremor

Typ-III-Tremor:

kein Ruhetremor >> Haltetremor

5-12 Hz

Typ-II-Tremor

höherfrequenter Haltetremor/Aktionstremor

+

Typ-I-Tremor:

bei Vorhalten der Hände

Frequenz: 4-6 Hz

"Ruhe"-Tremor

unterdrückbar durch Halten oder gerichtete Bewegungen

v.a. Hände und Arme

feinschlägig

niedrigfrequent

4-6 Hz

einseitig betont

Rigor:

kleinschrittiges Gangbild

Haltungsstörungen

Schmerzen

bei schnellen und langsamen Bewegungen

meist asymmetrischer Beginn

unwillkürlicher Widerstand (erhöhter Tonus) bei passiver Bewegung

obligat:

Akinesie:

frühe Phase:

Störungen der Feinmotorik

Mikrografie

Hypokinese

bradykinesia

Bradykinese

Das Bild zeigt die dopaminergen Projektionen beim gesunden Menschen (links) und beim Morbus Parkinson (rechts). Rote Pfeile stehen für Hemmung und blaue für Stimulation der Zielstruktur.



Johanzebin, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Parkinson_-_Ablauf_auf_funktioneller_Ebene.svg

Deutsches Ärzteblatt. Thema: Morbus Parkinson
[2] 2022: Patienten profitieren von Komplexbehandlung bei Parkinson
[1] 2016: S3-Leitlinie Parkinson-Syndrom, idiopathisch [in Überarbeitung]
stud. med.

Was versteht man unter einem Parkinsonoid?

Was versteht man unter Dyskinesien und wie werden diese behandelt?
Welche wichtigen Nebenwirkungen sind bei Langzeittherapie mit Levodopa zu beachten?
Nennen Sie typische Symptome für die einzelnen Phasen der Erkrankung.

Nennen Sie auch typische nicht-motorische Symptome!

Parkinsonpatient mit Hyperkinesien (70M)

Wie schätzen Sie die Situation ein?

Am ehesten "On-Off"-Fluktuationen und "Peak-Dose"-Dyskinesien nach langjähriger L-Dopa-Behandlung eines Morbus Parkinson


Symptomatik hierfür typisch (Wechsel von choreatiformen Hyperkinesien und Akinese) und passende Anamnese (langjähriger Morbus Parkinson, L-Dopa-Einnahme in hohen Dosen)

Hätte sich diese Komplikation sicher verhindern lassen?

Wirkungsfluktuationen ("On-Off"-Fluktuationen) nach langjähriger L-Dopa-Gabe lassen sich nicht sicher verhindern.



Ansätze:


Wie optimieren Sie die Therapie?


Ersteindruck:

plötzliche Veränderung:

antwortet nur kurz mit "Ja" und "Nein"

Patient steht starr da, bewegungsunfähig

Mimik wirkt reduziert

keine typischen Parkinson-Symptome sichtbar

sehr aktiv, große, ausladende Gesten und Bewegungen

gut gelaunter (nahezu euphorischer) Patient

seit einigen Monaten Verschlechterung der Symptomatik

aktuell:

Amantadin 3 x 200 mg/d

L-Dopa 8 x 125 mg/d

mehrmalig, schrittweise Dosiserhöhung der Medikation

M. Parkinson bekannt seit 12 Jahren

hausärztlich behandelt

Hausbesuch bei einem 70-jährigen Patienten

Heilberufe

Pathophysiologie

Verlust dopaminerger Neuronen in der Substantia nigra
>>

Mangel an Dopamin / Dopaminmangel

Histopathologie

Lewy-Körperchen
Einschlusskörperchen mit Immunreaktivität für α-Synuklein (Lewy-Körperchen) in der Pars compacta der Substantia nigra.
Degeneration der dopaminergen Neuronen
in

... anderen frontobasalen Hirnarealen und autonomen Ganglien

... der Substantia nigra (Pars compacta)

Einteilung

... nach der Verlaufsform:
selten: monosymptomatischer Ruhetremor
Tremordominanz-Typ
Äquivalenz-Typ
akinetisch-rigider Typ
... nach Erkrankungsalter:
"late onset":

Manifestationsalter > 60 Jahre

"early onset"

Manifestationsalter 21–50 Jahre

juvenil:

Manifestationalter < 21 Jahre

Epidemiologie

häufiger mit steigendem Lebensalter

Definition

Parkinson-Syndrome:
Einteilung:

atypische Parkinson-Syndrome

symptomatische (sekundäre) Parkinson-Syndrome

Oberbegriff für Erkrankungen, die charakterisiert sind durch:

Tremor

Parkinsonismus

idiopathisches Parkinson-Syndrom (M. Parkinson)
=

eine Erkrankung des extrapyramidal-motorischen Systems

gekennzeichnet durch

Kardinalsymptome ➡️

... ein hypokinetisch-hypertones Syndrom

mit

... posturaler Instabilität

und

... vegetativen Störungen

Akinesie

Rigor

Ruhetremor

die idiopathische (und häufigste) Form des Parkinson-Syndroms

Terminologie

historisch (veraltet):
Schüttellähmung / Paralysis agitans
Parkinson's disease
Parkinson-Krankheit
Jargon:
Parkinson
Morbus Parkinson
M. Parkinson
idiopathischer Morbus Parkinson
idiopathisches Parkinson-Syndrom
Abk.:

IPS

Parkinson-Syndrome / Parkinsonismus